Plus-Size-Abwesenheit bei den „About-you-awards“
Vielleicht habt Ihr es mitbekommen. Bei den „About-you-awards“ wurden Preise für Influencer und Blogger vergeben. Leider wurden bei diesem Event viele Bloggerkollegen mit tollen Inhalten ihrer Blogs komplett ignoriert, sowohl hinsichtlich der Gäste als auch der Preisanwärter. Diese Tatsache hat in der Blogger Szene eine Lawine der Empörung ausgelöst.
Sehr viele distanzieren sich jetzt von dem Award und den Inhalten, ob nun im Vorfeld oder vermehrt erst hinterher. Es ist die Frage, wie und welcher Social-Media-Inhalt geehrt wurde oder eben nicht. Die Abwesenheit von uns Plus-Size- und Curvy-Bloggern war für mich absolut inakzeptabel. Diversität und das Abbild der gesamten Szene war schlichtweg nicht vorhanden. Bei mir und meinen Plus-Size-Kolleginnen ist das so angekommen, als ob es uns gar nicht geben würde. Warum, scheint völlig klar, wir werden schlichtweg nicht ernst genommen und wie so oft werden wir als Stimme nicht gehört und dargestellt.
Bei dem @aboutyoude -Award, auf dem Blogger für ihre Arbeit geehrt werden, waren wir als Plus-Size-Gruppe nicht vorhanden. Die deutsche Bloggerlandschaft ist wunderbar vielfältig.
Die Blogs, die ich persönlich schätze, lese und gut finde, waren leider überhaupt nicht vertreten. Das betrifft zB meine Kolleginnen FOR SINNERS, NOT FOR SAINTS, Masha Sedewick und Blogger-Bazar, um nur einige zu nennen. Dieser Award wurde im deutschen TV ausgestrahlt und hatte den Anspruch, die Besten der Besten zu zeigen und sollte zumindest bei der Vorstellung ein Gesamtbild der Szene abbilden.
Ich danke Tanja Marfo und Julia Kremer für das Aufgreifen des Gedankens, der uns alle schon länger beschäftigt. Ich wünsche Euch beiden weiterhin viel Erfolg bei dieser Aktion. Ich bin begeistert, wie der Hashtag „Whataboutus“ täglich auf Instagram wächst. Einfach wunderbar, dass die beiden auf uns als Gruppe aufmerksam gemacht haben. Das ist das Schöne an Instagram, die uns als Gruppe von Menschen, die mehr als die Hälfte aller Frauen ausmacht, eine Stimme und Sichtbarkeit gibt, von der ich als junges Mädchen nur träumen konnte.
Das „The Curvy Magazine“, die „Plus-Size-Fashion-Days“, der „Megabambis Curvy-Vintage-Markt“ (meine eigene Veranstaltung) sind alles wichtige Events, die uns helfen, sichtbar zu werden, dass wir und unsere Anliegen in der Gesellschaft ernst genommen werden. Ich finde es aktuell sehr wichtig, dass wir uns unterstützen und die Missstände aufzeigen. Darin sehe ich auch meine Verantwortung als Plus-Size-Frau in den Medien.
Der Hashtag #whataboutus (übersetzt: Was ist mit uns) hat am Tag der Award-Verleihung das Netz erobert! Der Hashtag ist schon länger vertreten, meine beiden Plus-Size-Blogger Kolleginnen Tanja Marfo @kurvenrausch und Julia Kremer @schoenwild erweitern Ihn und starteten eine tolle Aktion.
Die beiden haben im Namen von uns allen aus der Szene deutlich auf die fehlende Präsenz der Plus-Size / Curvy Community bei den „About You Awards“ hingewiesen, der am 03.05.18 in München stattfand. Auf Nachfrage bei den Organisatoren der „About You Awards“ warum keine Plus-Size und Curvy-Blogger nominiert oder eingeladen wurden, wurde Folgendes als offizielles Statement verkündet:
„Unsere About-You-Philosophie ist es, dass jeder so sein darf, wie er möchte. Wir unterstützen diverse Persönlichkeiten, geben ihnen eine Plattform und lieben alle Ecken und Kanten. Für uns ist Fashion universell – unabhängig von Kleidergrößen. Jegliches Schubladendenken liegt uns also fern. Daher haben wir uns z.B. bewusst gegen jegliche Unterkategorien wie Curvy entschieden. Wir hatten eine bunt gemischte Gästeliste mit tollen diversen Gästen, welche wir ebenso nicht kategorisieren. Es waren 700 Influencer vor Ort, die alle Kategorien der Awards präsentieren.
Die aktuelle Situation von Plus Size
Plus Size ist ein Wort, das viele vermeiden, in dem sie sich und den Content Curvy nennen. Ich möchte das weder bewerten noch kommentieren. Für mich ist Plus-Size eine Bezeichnung und es ist interessant, wie viele sich von dem Begriff Plus-Size distanzieren, besonders oft dann, wenn sich Erfolg einstellt. Es stellt sich die Frage, warum dieses Wort so negativ beladen ist, ähnlich wie das Adjektiv „dick“.
Ich übersetze das Wort „Curvy“ eher mit dem deutschen Wort kurvig. Aber ist jede übergewichtige Frau auch kurvig? Ist kurvig nicht auch gleich irgendwie sexy? Das ist ein ganz anderes Thema, ich weiß, aber für mich ist dieser Begriff und das, wofür ich mich stark mache, ganz klar die Sichtbarkeit von Plus-Size und die Veränderung der Sehgewohnheiten zu mehr Diversität und Vielfalt in unserer Medienlandschaft.
Die Menschen werden gerne in Schubladen und Kategorien gesteckt. Das ist oft der Grund, warum sich viele gegen die Kategorie „Plus-Size“ aussprechen. Ich würde mich freuen, wenn wir soweit wären, dass wir dieses Kategorisieren nicht mehr nötig hätten. Ich kämpfe seit über 15 Jahren für Plus-Size-Themen und habe nicht das Gefühl, das sich da so viel geändert hat.
Ich weiß aus Erfahrung, dass wir erst mal deutlich machen müssen, wie wichtig es ist, gut geschnittener Plus-Size-Mode mehr Raum zu geben. Es ist keine leichte Aufgabe, aus einer kleinen, beschränkten Auswahl von Mode im Plus-Size-Bereich tolle Looks und tollen Content für die Frauen zu produzieren. Bisher wird die Plus-Size-Kleidung entweder oft zu schlecht und günstig produziert oder sie ist so hochwertig, dass sie für den Durchschnitt nicht bezahlbar ist.
Meine Blogger-Kolleginnen und ich leisten meiner Meinung nach sehr kreative Arbeit und sind sehr nah dran an der Zielgruppe. Es ist sehr oft eine große Leistung, aus dem geringen Angebot von modischen, trendorientierten Looks etwas Tragbares für Plus-Size zu zaubern. Das steht ganz im Gegensatz zu meinen schlanken Bloggerkolleginnen, die eine wahnsinnig große Kleiderauswahl zu Verfügung haben.
Wer ist die Zielgruppe von uns Plus-Size-Bloggern?
Da kommen wir zum springenden Punkt liebes Team vom „About You Award“.
Wir sind der Durchschnitt der deutschen Frau, die nicht Kleidergröße 38, sondern in der Regel eine größere Konfektionsgröße trägt.
Ich bin Schauspielerin, TV-Moderatorin, Plus-Size-Bloggerin/ Model und weiß, wie schwer es ist, als Plus-Size-Frau zu arbeiten. Besonders deswegen, weil ich mich nicht auf das Image der lustigen „Dicken“ reduzieren lasse. Bei Castings ist das oft ein Thema, ob man so mutig sein könne, eine „Dicke“ als Moderatorin zu besetzen, obwohl das nicht das Thema der Sendung ist. Oder ob es die passende, angemessene Ausstattung meiner Garderobe für Sendungen und TV-Auftritte ist. Es ist ein Fakt, dass es in Deutschland nicht genügend coole Plus-Size-Mode gibt. Da kann man jeden deutschen professionellen Stylisten fragen.
Ich trage Kleidergröße 44, 46 und 48 und weiß, dass es ab dieser Kleidergröße aufwärts sehr dünn wird für die Modeauswahl. Ich bin eine Plus-Size-Frau und weiß, dass es privat und beruflich sehr wichtig ist, sich für unsere Themen medial stark zu machen. Der Weg ist noch weit und doch haben meine Kolleginnen und ich schon sehr viel erreicht.
Zurück zu den Nachwirkungen von der Abwesenheit vieler toller Blogger-Kollegen bei den „About You Awards“
Momentan wird in der Blogger-Landschaft ein bestimmter Trend und ein bestimmtes Schönheitsbild verfolgt. Meine Blogger-Kolleginnen, die da nicht mitmachen, möchte ich genauso erwähnen wir meine Plus-Size-Kolleginnen.
Mein Appell an die „About You Awards“ auf Instagram lautet daher:
Wir sind die Menschen, die für die Plus-Size-Industrie stehen. Wir sind fast die Hälfte der weiblichen Bevölkerung. Fast die Hälfte aller Frauen trägt die Kleidergröße 42 und größer. Liebes @aboutyoude Team, warum ist kein Plus-Size-Blogger nominiert worden?
Es war ein Event, von dem eine Gruppe von Menschen ausgeschlossen wurde.
Sollte das nicht eine Veranstaltung sein, auf dem Vielfalt zu sehen ist ?
Es hat sich schon sehr viel verbessert, viele Plus-Size-Blogger haben tolle Kooperationen. Ich wünsche mir daher, dass wir wahrgenommen werden. Denn wir repräsentieren mindestens die Hälfte aller Frauen und leisten gute Arbeit. Ich möchte 2019 in der Kategorie Beauty und Fashion auch eine Kollegin aus dem Plus-Size-Bereich sehen. Als Gast eingeladen zu werden, wäre dabei schon ein wichtiger Schritt.
Wir brauchen alle Identifikationsfiguren
In diesem Sinne, liebes @aboutyoude -Team, zeigt Vielfalt und den Spiegel der Bloggerlandschaft und werdet ein Event, das wirklich repräsentativ alle Facetten der Bloggerlandschaft wiedergibt. Denn wir alle sind Teil der Mode- und Beautyindustrie! Ich wünsche mir, dass wir zusammenwachsen und den jungen Menschen zeigen, dass jeder Mensch toll ist und beruflich alles erreichen kann. Das ist die Chance, die wir heutzutage haben. Ich möchte, dass Plus-Size-Blogger von Designern, Marken und Awards genauso wahrgenommen werden wie andere Blogger!
Als Gast oder nominiert waren sehr viele unterschiedliche Blogger aus unterschiedlichen Branchen anwesend. Nur die Plus-Size- und Curvy-Blogger waren nicht vor Ort.
Was sagt Ihr dazu und wie seht Ihr das Label Plus-Size heute?
Eure Caterina
Gut geschrieben. Es ist schön zu sehen, wie hoch und weit die Wellen schlagen. Bedauerlich ist allerdings, dass es überhaupt zur Flut kommen musste. Wenn wir alle immer schön zusammenhalten, werden wir auch gehört werden.